Was macht Frostschutzmittel giftig?
Für die giftige Wirkung in Frostschutzmitteln ist meist der Inhaltsstoff Ethylenglykol verantwortlich. Ethylenglykol gehört chemisch gesehen zu der Gruppe der Alkohole und hat einen sehr niedrigen Gefrierpunkt. Diese Eigenschaft ist auch der Grund, weshalb es in Enteisern und Frostschutzmittel verwendet wird. Mischt man Wasser zur Hälfte mit Ethylenglykol, gefriert das Gemisch erst bei ca. – 40°C.
Doch Ethylenglykol hat noch eine besondere Eigenschaft: es schmeckt extrem süß. Und genau das wird den meisten Vierbeinern zum Verhängnis – denn mit Vergnügen schlecken Sie die schmackhafte, aber hochgiftige Flüssigkeit auf, wenn z.B. beim Befüllen der Scheibenwischanlage etwas davon auf den Boden tropft. Manche Hunde haben sogar verschlossene Behälter in Garage oder Kofferraum aufgebissen, um an den scheinbar leckeren Inhalt zu gelangen.
Leider können bei Hund und Katze schon wenige Milliliter Ethylenglykol bzw. Frostschutzmittel tödlich sein, wenn die Vergiftung nicht schnell genug erkannt und therapiert wird.
Was sind Symptome einer Frostschutzmittelvergiftung?
Die ersten Symptome einer Vergiftung treten sehr schnell auf – das heißt oft schon nach etwa 30 Minuten. Das liegt daran, dass Ethylenglykol schnell und effektiv aus dem Magen-Darm-Trakt ins Blut aufgenommen wird. Typischerweise äußern sich die Symptome einer Frostschutzmittelvergiftung in 2 Phasen, zwischen denen sich die Hunde oder Katzen manchmal scheinbar erholen und die Besitzer ihre Tiere dadurch oft fälschlicherweise in Sicherheit glauben.
Da es sich bei Ethylenglykol chemisch gesehen um Alkohol handelt, wirken die betroffenen Hunde und Katzen zu Beginn der Vergiftung fast so, als wären sie betrunken. Gleichgewichtsstörungen, Taumeln, unkoordinierte Bewegungen und Schläfrigkeit sind in der ersten Phase typisch. Viele Tiere haben plötzlich großen Durst und trinken extreme Mengen an Flüssigkeit, die entsprechend über den Urin wieder ausgeschieden wird. Weil Ethylenglykol die Schleimhaut im Magen reizt, ist Erbrechen ebenfalls ein häufiges Symptom. Auch Epilepsie-ähnliche Anfälle oder Bewusstlosigkeit sind bei einer Vergiftung mit Frostschutzmittel manchmal zu beobachten.
Nach etwa 36-72 Stunden beginnt beim Hund (bei der Katze schon nach ca. 12-24 Stunden) die zweite Phase der Vergiftung, in der es den Tieren meist rapide und zunehmend schlechter geht. Der Körper beginnt nämlich mit dem Abbau des Ethylenglykols in der Leber und das ist der kritische Punkt. Durch den Abbau entstehen für den Körper hochgiftige Stoffe, die Nerven und vor allem Nieren stark schädigen – die Folge ist ein tödliche verlaufendes Nierenversagen.
Gibt es ein Gegenmittel bei einer Frostschutzmittelvergiftung?
Ja – es gibt tatsächlich ein Gegenmittel bei einer Vergiftung mit Frostschutzmittel, jedoch muss dieses rechtzeitig verabreicht werden. Hat die Leber nämlich erst einmal mit dem Abbau des Ethylenglykols begonnen, ist die Prognose der betroffenen Tiere schlecht und die Vergiftung nimmt meist kein gutes Ende. Wird jedoch rechtzeitig therapiert (Gegenmittel, Infusionen, Blutwäsche) können sich die Hunde oder Katzen oft vollständig erholen.
Wie bei fast jeder Vergiftung ist Zeit hier der entscheidende Faktor. Sollten Sie also beobachtet haben oder vermuten, dass Ihr Vierbeiner Frostschutzmittel aufgenommen hat, warten Sie nicht ab, sondern bringen Sie Ihr Tier schnellstmöglich zum Tierarzt.
Ihre Dr. med. vet. Stefanie Mallmann